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Auch schon geringe Alkoholmengen sind schädlich fürs Gehirn

Seit der Entdeckung des „Französischen Paradoxons“ hält sich das Gerücht, dass ein moderater Alkoholkonsum gesund sei. Dieses Paradoxon beschreibt, dass Menschen in Frankreich trotz deutlich häufigerem Konsum von Wein länger leben und weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben als andere Nationen. Ein kausaler Zusammenhang wird  allerdings vermehrt von Wissenschaftlern angezweifelt. Zudem hat der Konsum von Alkohol nicht nur Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, sondern auch auf andere Organsysteme, vor allem auch auf das Gehirn.

Eine Forschergruppe aus Oxford untersuchte kürzlich die Auswirkungen von moderatem Alkoholkonsum auf das Gehirn.  550 Männer und Frauen wurden über einen Zeitraum von 30 Jahren beobachtet und dabei regelmäßig zu ihrem Alkoholkonsum befragt und die Hirnleistung untersucht. Am Ende des Beobachtungszeitraumes wurde eine Kernspintomographie des Kopfes durchgeführt.

Der Alkoholkonsum der Teilnehmer wurde eingeteilt in gering (1-7 Einheiten/ Woche), moderat (7-14 Einheiten/Woche für Frauen und 7-21 Einheiten/Woche für Männer) und risikoreich ( >14 Einheiten bei Frauen, >21 bei Männern). Eine Einheit entspricht 8g reinem Alkohol, ein 200ml-Glas Rotwein entspricht also ca. 2 Einheiten. 

Das Ergebnis war eindeutig. In den MRT-Bildern konnte man sehen, wie die Hirnmasse dosisabhängig mit steigender konsumierter Alkoholmenge geschädigt wird. Dies gilt besonders für den Bereich des Hippocampus, eine Hirnregion, die vor allem für das Gedächtnis zuständig ist. Bereits bei moderatem Alkoholkonsum stieg das Risiko für eine Schädigung in diesem Bereich um das Dreifache. Es konnte keinerlei schützender Effekt von geringen Alkoholmengen nachgewiesen werden. Alkohol ist also ein Nervengift.

Auch das Risiko für kognitive Einschränkungen stieg dosisabhängig bei Alkoholkonsum im Vergleich zur Abstinenz.

Natürlich darf man sich hin oder wieder ein Glas Wein oder Bier erlauben, dennoch sollte man sich dabei nicht einreden, dass dies sogar gesund sei und den moderaten Alkoholkonsum verharmlosen. Vor allem was das Gehirn betrifft, ist klar zu sagen: am besten ist es, abstinent zu bleiben.

 (CH; CAS) (Topiwala et al. BMJ 2017; 357:j2353)

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